Poul Olsen Dannebrog

Der Dannebrog ist auch einer von den Tabaken, die man nur raucht, weil man einen kennt, der einen kennt, der einen auf den Tabak aufmerksam macht. Und offensichtlich betrifft das auch die Händler, von denen etliche Tabak nicht kennen.

Aber ich zitiere mal aus dem Dosentext: „Der Kapitän der königlich-dänische Yacht „Dannebrog“ hat den verstorbenen König Frederik IX inspiriert, Pfeife zu rauchen. Um den 100. Geburtstag des verstorbenen Königs zu feiern, hat der gegenwärtige Kapitän, Viggo Hansen, diese besondere Mischung entwickelt…“

Beim Öffnen der Dose wurde ich – aber nur des Tabakschnittes und der Farbe wegen – an die MB Mixture erinnert. Der Dosentext spricht von einer Aromatisierung mit Vanille (gut, dass ich das erst las, als ich die Dose bereits gekauft hatte); davon ist für meine Nase jedoch kaum etwas wahrnehmbar. Dass der Tabak eine Aromatisierung erhielt, ist zu erahnen. Sie ist jedoch so dezent süßlich, dass der kräftige Tabakgeruch sie übertönt. Der Tabak riecht ein wenig schwer-süß; er erinnert mich ein wenig an die von mir im Review des Bulldog Curly Cut als metallisch beschriebenen Noten.

Der Tabak läßt sich sehr einfach stopfen (es kann sein, dass jemand, der diesen Langschnitt-ready-rubbed nicht gewöhnt ist, damit Probleme hat) und ist nach zwei drei Versuchen angebrannt genug, um gleichmäßig zu glimmen.

Der entstehende Rauch ist vollmundig und aromatisch. Und aromatisch bedeutet nicht: von künstlichem Aroma getragen. Was die Zunge schmeckt ist fast unverfälschter Tabakgeschmack. Süßliche Töne, gepaart mit einem angenehm würzigen Grundcharakter prägen den Geschmack. Dieser ändert sich auch nicht in den Sekunden, ehe die Pfeife ausgeht. Man sollte den Tabak wirklich langsam rauchen. Durch die Schnittart kann bei zu heißem Rauchen recht viel Kondensat entstehen dass beim filterlosen Rauchen die Zunge grillt. Aber – auch mit Meerschaumfiltern geraucht – normalerweise bleibt der Tabak kühl und trocken – ja, regelrecht pflegeleicht. Man muß ab und an mal den Stopfer auf die Asche und Glut legen (nicht fest stopfen!). Das war’s dann auch schon.

Ich habe lang versucht, einen vergleichbaren Tabak zu benennen. Aber es gelingt mir nicht so recht. Der Dannebrog erinnert mich (und nicht nur vom Aussehen) etwas an die MB Mixture; ohne deren Honigsüße. Ein wenig auch an den Mysore ready rubbed von DTM in der Grundsüße der verwendeten Virginias. Aber alle Vergleiche hinken.

Die Raumnote ist sehr tabakecht. Leute, die erwarten, dass es in der Nähe eines Pfeifenrauchers nach Vanille riecht sind hier fehl am Platze.

Fazit: Es ist selten, dass ich einen Tabak von der ersten Füllung an mag. Und wenn, dann finde ich ihn nach 50 gerauchten Gramm oft gelangweilt und der Hype ist fort. Hier ist es definitiv anders. Der Dannebrog wird einen Dauerplatz in meinem Tabaksregal erhalten. Die Mixture wird er nur deshalb nicht vom Thron stürzen, weil er rund 1,60 Euro je 50 Gramm teurer ist. Aber trotzdem: ich lege den Dannebrog jedem ans Herz, der naturbelassene Tabake mag. Denn für mich gehört er zu diesen; auch wenn eine Spur Aroma dran sein soll.

Gut, dass Kong Frederik Pfeifenraucher wurde wegen des ersten Kapitänes. Sonst gäbe es nicht den unvergleichlichen „Kong Frederik Full“. Und auch gut, dass der Kapitän Hansen daran dachte, den König mit diesem Tabak zu ehren. Tabak gut, alles gut.

(15.04.2003)

2 Antworten zu “Poul Olsen Dannebrog

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