Douwe Egberts Prestige Regular (gelb)

„Back to the roots!“ – Wohl jeder „gelernte“ DDR-Bürger, der Pfeife raucht, wird diesen Tabak kennen. Immerhin handelt es sich um einen der drei wichtigsten und einzigen Tabake, die in der DDR erhältlich waren. Nun ist das Ländchen schon 12 Jahre lang Geschichte. Aber den Tabak – in gleicher Verpackung – gibt es noch immer – nun allerdings von Douwe Egberts hergestellt. [1]

Beim Öffnen des Pouches fiel mir sofort auf, dass der Geruch des Tabaks nicht meiner Erwartung entsprach. Wenn auch der Schnitt (ein typischer Cavendish – ready rubbed) und die Farbe dem Prestige gelb von damals entspricht; der Geruch ist ein völlig anderer. Ich meine mich zu erinnern, dass der Tabak mit Vanille aromatisierter war. der aktuelle Prestige riecht nur nach Tabak. Eine irgendwie fruchtige Note ist daneben vorhanden, diese entspricht erstaunlich der des Mc Connell Black and Gold. Dort war sie mir allerdings zu stark – hier beim Prestige ist sie geringer. Ebenfalls zu erschnuppern ist der nicht geringe Anteil von Kentucky-Tabak. Der Hersteller schreibt: „A straight, mild & mellow pipe tobacco with natural flavour. Honest tobacco in its clearest form. A Dutch quality product.“ Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen.

Denn nach dem Stopfen, das nicht zu fest erfolgen sollte und dem Anzünden des Tabaks verbreitet sich von Beginn an ein Aroma, das bis zum Ende der Füllung nicht nachlässt. Ich gebe zu, dass ich anfangs ein wenig irritiert war, weil mir das Vanillearoma fehlte, dass sich mir untrennbar mit diesem Tabak ins Gedächtnis geprägt hat. Aber im laufe der Zeit habe ich mich immer mehr an den Geschmack des Tabaks gewöhnt. Und konnte ihm dann auch seine guten Seiten abgewinnen.

Sehr vorschmeckend ist der Kentucky, dieser gibt meiner Meinung nach den Hauptanteil am Gesamtgeschmack. Die Virginias geben ein wenig Süße dazu – ohne dass der Tabak aber süß genannt werden kann; eher „frisch-würzig“. Das Burleyblattgut geht in der Tabakkomposition etwas unter – ist also nicht herauszuschmecken – gibt aber insgesamt dem Tabak seine Kraft. Die im Text angegebenen Orientals kann ich weder erriechen noch erschmecken. Auch die leichte fruchtige Aromatisierung ist immer anwesend – schwächt sich zum Ende der Füllung hin aber etwas ab.

Mir hat der Prestige am besten geschmeckt, wenn ich ihn aus hohen, schmalen Pfeifen ohne Filter rauchte. Der Filter (Aktivkohle wie auch Meerschaum) nimmt dem Tabak ein wenig die Spitzen, macht ihn weicher. Aber gerade dieses Spritzige, das der Tabak bietet, macht ihn (für mich) aus und gibt ihm einen eigenständigen Charakter. Ich kenne keinen Tabak, der dem Prestige entspricht oder vergleichbar wäre. Auch der oben schon angesprochene Black and Gold ist nicht vergleichbar, der ist viel dunkler im Anblick und weicher im Geschmack. Und wenn ich sage, dass man den Kentucky herausschmeckt, dann meint das nicht das Aroma wie beim Dark Strong Kentucky (oder seinen Derivaten), eher erinnert es ein wenig an Irish Whiskey von Peterson oder an dunkle Feinschnitt-Tabake. Der Abbrand ist tadellos; durch den groben Cavendish-Schnitt muss der Tabak jedoch ab und an nachgestopft werden um die Bildung von Luftlöchern zu vermeiden. Die Asche ist fein und spielt in den Farben zwischen grau und weiß. Die Kondensatbildung ist minimal. Dieser Tabak brennt recht kühl ab – wärmer wurde er bei mir nur beim Rauchen mit Filter.

Fazit: Auch wenn der Prestige (gelb) ganz anders schmeckt und riecht, als ich ihn in Erinnerung habe – es ist ein guter Tabak, von dem ich sicherlich ab und an mal ein Päckchen rauchen werde. Ich empfehle ihn Jedem, der ab und an mal Appetit auf einen fast naturbelassenen Tabak hat und sich durch den geringen Preis und das Tankstellen-Image des Tabaks (zumindest in den neuen Bundesländern) nicht abschrecken lässt. Ich hätte es selbst nicht erwartet, aber der Tabak bekommt von mir ein „empfehlenswert“.

[1] Möglich ist, dass der in der DDR hergestellt und vertriebene Tabak eine Lizenzproduktion des holländischen Originales war.

(08.11.2001)

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